Das kleine Einmaleins kann einen vor große Probleme stellen. Zumindest auf 50 Meter Tiefe. Das haben jetzt die Übungsleiter der HSP-Tauchschule erfahren. Sie besuchten das Druckkammerzentrum Köln/Bonn in St. Augustin und machten dabei auch eine (simulierte) Tauchfahrt auf 50 Meter Tiefe. Und bei knapp 4,7 bar Stickstoffpartialdruck in der Atemluft ist selbst das Lösen vermeintlich einfacher Aufgaben eine Herausforderung. In der Druckkammer machte sich das nicht nur beim simplen Multiplizieren bemerkbar – auch das Zusammenbauen einer Figur aus einem Überraschungsei war gar nicht so einfach. Als Tiefenrausch ist dieses Phänomen unter Tauchern bekannt und zumindest in der Theorie Bestandteil jeder Ausbildung. Praktisch jedoch erleben einen Tiefenrausch längst nicht alle Taucher. Die Druckkammer bietet hier eine relativ gefahrlose Möglichkeit, diese Stickstoffnarkose zu erleben – und im Ernstfall richtig damit umzugehen. Nach einer kurzen Einweisung durch Tauchmediziner Ralf Busch nimmt die Gruppe aus Münster Platz in der Druckkammer – einer Röhre, in der bis zu zwölf „Taucher“ Platz finden. Nachdem die massive Tür am Eingang geschlossen ist, geht es relativ zügig in eine Tiefe von 50 Metern. Mit einer Geschwindigkeit von sieben Metern pro Minute geht es „hinab“. Jeder ist zunächst damit beschäftigt, den Druckausgleich herzustellen. Auf der maximalen Tiefe angekommen – hier herrscht ein Umgebungsdruck von sechs bar – geht es daran, mitgebrachte Aufgaben auf einem Blatt Papier zu lösen. Aber nicht nur der langsam einsetzende Tiefenrausch erschwert das, auch die brüllend heiße Temperatur von über 40 Grad Celsius ist nicht unbedingt das, was man als konzentrationsfördernd bezeichnen kann.
Nach rund zehn Minuten verlässt die Gruppe die maximale Tauchtiefe, der Aufstieg beginnt. Klar, dass jetzt einige Deko-Stopps eingelegt werden müssen. Neben dem so genannten „Deep Stop“ auf etwa 25 Metern macht die Druckkammer Halt auf zwölf, neun, sechs und drei Metern. Um die Dekompression zu erleichtern, gibt es aus einer Atemmaske reinen Sauerstoff. Derweil kühlt sich die Raumtemperatur merklich ab, zuvor abgelegte Pullover werden jetzt gerne wieder angezogen.
Nach der rund einstündigen Druckkammerfahrt geht es an die Auswertung der Aufgaben. Dabei stellt so mancher fest, dass mit diesen Resultaten die Versetzung selbst in der Grundschule gefährdet wäre… Eine wertvolle Erfahrung für den Tauch-Alltag – da sind sich alle einig.
Den Aufenthalt im Druckkammerzentrum nutzt die Gruppe anschließend für ein kurzes Tauchmedizin-Seminar. Ralf Busch, Arzt und TL****, geht mit der Gruppe die wichtigsten Risikofaktoren für eine Dekompressionskrankheit durch, wie die Behandlung im Falle des Falles aussieht und wie man als Ersthelfer einen Automatisierten Externen Defibrillator (AED) richtig bedient. Wertvolle Hinweise, von denen nicht zuletzt alle Taucher des HSP profitieren.
Auch die Technik-Freaks kommen nicht zu kurz. Das Team des Druckkammerzentrums zeigt den HSP-Tauchern am Ende die Technik hinter der Druckkammer. Schnell ist klar, dass der Kompressor hier ein paar Nummern größer ist, als im Tauchstall in Münster…
Nach einem äußerst informativen Tag traten die HSP-Taucher die Rückfahrt an – und im Gepäck die Erfahrung, was es heißt, auf großer Tiefe das kleine Einmaleins zu lösen.