Am 13. und 14. August haben weitere sechs Teilnehmer das OWD/CMAS*-Brevet erworben. Ein Erfahrungsbericht von Benjamin Pfordt.
„Kann mir mal jemand helfen?“, „Passt der so?“, „Ich glaub‘, ich brauch noch ’ne Nummer größer.“, „Muss der tatsächlich so sitzen?“, „Kann mir jemand aus dem Ding raushelfen?“… Tauchstall, Münster, am Morgen des 13. August: Eine Gruppe junger Studis zwängte sich unbeholfen in die engen Tauchanzüge. Damit hatte noch niemand Erfahrung, denn heute sollte es zum ersten Mal in die freie Wildbahn gehen. Raus aus dem behüteten und überschaubaren Schwimmbad mit seinen 3,50m Tiefe und zum ersten Mal mit voller Montur abtauchen.
Am Zielort – dem Speichersee Geeste – angelangt, wiesen die Tauchlehrer Christian und Jens die Teilnehmer auf die Besonderheiten des Sees und das weiteren Vorgehen hin: Der erste Tauchgang finde in Einzelbetreuung statt, wobei auf die Tarierung geachtet werden solle und dann die uns bekannten Übungen durchgeführt werden sollten. Wie erlange ich den Atemregler, wenn ich ihn unter Wasser verliere? Wie kriege ich das Wasser aus meiner Tauchermaske? Wie schaffe ich es meine Position unter Wasser zu halten ohne ständig dem Grund entgegen zu sinken oder unfreiwillig aufzutauchen? Jeder von uns ging nochmal die erlernten Bewegungen im Kopf durch als wir uns gegenseitig in die Ausrüstung halfen. Für Außenstehende muss es so geschienen haben, als hätte das Wasser im Speichersee eine wundersame Wandlung mit den Teilnehmern vollzogen, die alle – die Aufregung ins Gesicht geschrieben – den Kopf für fast 20 Minuten unter Wasser steckten. Alle tauchten erschöpft, aber mit einem glücklichen Lächeln, das sich niemand so richtig verkneifen konnte, auf und jeder war begeistert von dem Erlebnis, sodass die Pause manchen von uns viel zu lang vorkam. Im zweiten Tauchgang gingen alle gemeinsam unter Wasser und wiederholten die Übungen in den Buddyteams, in denen die Wechselatmung oder die Oktopusatmung demonstriert wird.
Am nächsten Morgen ging es zum Torfmoorsee in Hörstel – noch drei weitere Tauchgänge bis zum OWD/CMAS*-Schein! Souverän führten alle TeilnehmerInnen die Übungen in dem neuen Gewässer durch, obwohl die Sicht schlechter war und die Temperatur deutlich kälter. Es erschien uns wie eine Mondlandschaft, als wir über den Grund aus Sand und die Abbruchstellen schwebten, die ein Bagger Jahre zuvor beim Abbau gegraben hatte. Immer ein Stück voraus, aber gleichzeitig auch aufmerksam gegenüber der Gruppe, führten uns die Tauchlehrer durch das Wasser. Doch wie ist es eigentlich, wenn man selbst eine Gruppe durch das trübe Wasser führen muss? Im letzten Tauchgang konnten wir es erfahren: Beim Briefing an der Oberfläche wurde kurz der Kompass und der geplante Tauchgang vorgestellt und jeder von uns musste die Gruppe eine „Etappe“ unter Wasser anführen. Angestrengt versuchte jeder beim Abtauchen den Plan im Kopf zu wiederholen (90 Grad bis zur Abbruchstelle, kurzes Abtauchen um mit dem Tauchcomputer festzustellen, wo die Kälteschicht ist, etwa fünf Minuten Richtung 0 Grad tauchen, dann hoffentlich das Ziel finden, das in einer Tiefe von drei Metern liegt, und 270 Grad zurück Richtung Ufer). Einfacher gesagt als getan, doch letztendlich konnte auch diese Aufgabe gemeistert werden.
Stolz konnten Lea, Debby, Anika, Corinna, Kathleen und Benni später am Nachmittag ihre Taucherlogbücher in die Hand nehmen. Noch sind nur fünf Einträge vorhanden, aber ich bin mir sicher, dass jeder von uns bald ein neues Logbuch brauchen wird. An dieser Stelle nochmal Lob und Dank an die souveräne Betreuung durch Jens und Christian!
Wahrscheinlich hat jeder uns skeptische und besorgte Blicke geerntet, als wir von unseren Erlebnissen berichtet haben: kleine Stichlinge, Aale, Barsche, Hechte, verschiedene Arten von Algen, Schlamm… Okay, das klingt für Familie und Freunde noch nachvollziehbar, aber ein Strandkorb unter Wasser?! Mit einer sitzenden Frau im Bikini?! „Ich bin sogar unter Wasser Fahrrad gefahren!“, wirft eine Taucherin mit vor Freude strahlenden Augen ein. „Und ihr seid sicher, dass da keine besonderen Gase mit in der Atemgasflasche waren“, denken vermutlich einige, „…, dass die Stickstoff-Sättigung euch nicht benebelt hat?“ Auf gar keinen Fall! Wenn ihr uns nicht glaubt, bitte, dann taucht doch mal mit uns ab und ihr werdet staunen! Versprochen.