Teilnehmerbericht: IRRE! HSP in Kroatien!

Wir schreiben das Jahr MMIX n. Chr. Ganz Kroatien ist von einer Konsonantenplage erfasst. Ganz Kroatien? Nein. Eine von unbeugsamen Bayern bevölkerte Tauchbasis hört nicht auf, den Einheimischen Widerstand zu leisten. Da, wo die Not am größten scheint, nahe der Stadt Krk auf der Insel Krk verteilen die tapferen Verteidiger der Vokale neben Luft in Flaschen selbstlos Selbstlaute in rauhen Mengen. Mia hobn uns des Ganze moi ogeschaut:

Um nicht mit „Endlich war es soweit“ zu beginnen:  Die Freude darauf, Uniklausuren, Arbeit und Praktikum durch den Sprung in die kroatische Adria zu entgehen, war schon länger dominierendes Gefühl, als die insgesamt zwölf Teilnehmer der „Sporttour Kroatien 2009“ nach und nach im kroatischen Ort Kornic eintrafen. Vorher hatten wir mehr oder weniger anstrengende Anreisen mit Zug, Auto und Flug X3 5130 hinter uns gebracht, um dann am Flughafen von Rijeka von den bayrischen Mitarbeitern der Tauchbasis Drivesport Krk mit herzlichen „Soads Iar da Hoa Es Pe?“ begrüßt zu werden. Den letzten Teil der Reise brachten wir mit Autos hinter uns, die trotz ihres äußeren Zustands durchaus noch zu bemerkenswerten Geschwindigkeiten imstande waren.
Am Freitagmorgen traf ich als Mitglied der siebenköpfigen zweiten Gruppe in Kornic ein. Erste Teilnehmer und unsere mit wohl gemäßigter Geschwindigkeit im Auto angereisten ÜLis Christian, Janine und die für den zum allgemeinen Bedauern noch immer kranken Martin eingesprungene Dani waren schon vor Ort. Die kroatische Sonne ordnete schon bei Bezug der insgesamt vier Appartements kurze Kleidung für die folgenden Tage an und abgesehen von marginalen Ermüdungserscheinungen stand die Stimmung sofort auf „Urlaub“.  Beim Frühstück, welches im Wesentlichen aus Weizenmehl in jeder Form und mit jeder Füllung bestand, und der darauf folgenden Eroberung des Basisbistros („Ivan“) lernte die Gruppe sich (besser) lernen. Bis am Samstag der Kurs offiziell begann und die letzten Teilnehmer angekommen waren, dominierten Erkundungen an Land und Wakeboard-Experimente die Tagesgestaltung.
Als Christian in seiner Ansprache nach dem Essen am Samstag die ersten Tauchgänge für Sonntag in Aussicht stellte, hatten Sonne und der allgemeine Grad der Entspannung schon für eine gehörige Erholung gesorgt.

Der erste Tauchtag war ein etwas bewölkter Sonntag. Der Ausflug in die Altstadt von Krk, namentlich der Besuch des „Jungle“, steckte Einigen noch in den Knochen, als wir morgens um neun Uhr den ersten Abstieg an Land auf uns nahmen und die Basis eroberten. Die „Familie Hinsch“ rödelte an und packte ihren Kram auf die Voijga, das größte der drei Tauchboote. Besonders bemerkenswert: Das Sonnendeck.
An Bord stellte sich ein gewisser wiederkehrender Ablauf ein: Die etwa einstündige Fahrt wurde zur Arbeit an der Sonnenbräune und an der Müdigkeit genutzt. Im Laufe des frühen Vormittags erreichten wir den ersten Tauchplatz, erhielten ein Briefing durch die Basismitarbeiter, welches neben der Information über den Tauchplatz (stets „einer der schönsten“) auch Auskunft über Meeresbewohner, die wir „wahrscheinlich“ (nicht?!) finden würden, enthielt. Freili alles oauf Bayrisch und sehr humorvoll – das Zeichen für „besonders großer Hai“ und „a dolphin“ waren sogar Hinsch unbekannt und der Tauchergruß wird in Deutschland wohl bald institutionalisiert werden! Irgendwann hatte auch der (die?!) Letzte alles angerödelt, Gruppen-Briefing und den Buddycheck erfolgreich (…) absolviert und wagte den Sprungeinstieg.

Im Wasser: Kurzer Blick in die Runde, abtauchen!
Die Unterwasserwelt ist insbesondere als Kontrast zum lärmigen, spaßigen Gerödel an Bord nicht anders als „bezaubernd“ zu beschreiben: Die Atmosphäre lässt sich wohl noch am ehesten durch eine Beschreibung der typischen Struktur wiedergeben: Steilwände, deren Tiefe (oft mehr als fünfzig Meter) sich durch kristallklares Wasser erahnen lässt und deren Farbtupfer aus Gorgonien, Schwämmen und Schnecken einen Kontrast zum kühlen, stillen Blauwasser  bilden. „Diving is the shortest way to heaven.“ Wie wahr! Einen Tauchgang faszinierte die Stille des bis auf Mönchsfischschwärme unbewegten und scheinbar endlosen Blauwasssers, dann begeisterte wieder  das schier unfassbare Farbenspektrum der Meerjunker, Flabellinas, Schwämme und Korallen, die sich überall in den Vorsprüngen und Höhlen der Wände finden. Gelegentlich erweckte das leere Blauwasser den Eindruck, dass durch die bis vor wenigen Jahren betriebene Dynamitfischerei der meiste Großfisch vernichtet wurde. Oftmals wurde jedoch der aufmerksame Blick zwischen Steine und in Nischen durch einen dort verborgenen Oktopus oder Drachenkopf belohnt. Die ruhige Zufriedenheit, in der Kommunikation auf Finimeterstand und das charakteristische „alles gut?“ zwischen den Buddys oder zum Guide beschränkte, wird man an Land wohl vergeblich suchen.
Highlights waren mit Sicherheit die –meiner Ansicht nach aufgrund des dichteren Bewuchses noch eindrucksvollere- kleine und die große Höhle, aus deren Decke auf dem Rückweg zumeist interessante Luftbläschen anderer Taucher sprudelten. Voraussetzung für ein rücksichtsvolles Ertauchen ebenso wie für sicheres Vorgehen an den Steilwänden und Schluchten war sichere Tarierung und bewusstes Halten vorgegebener Höhen, das Gefühl, die Lunge als Werkzeug nutzen zu können, beeindruckt auf eine wiederum eigene Art. Abermals erwiesen sich die sorgfältige Ausbildung und die Kompetenz von Buddys und Guides als Grundlage für kontrollierten Aufstieg und Tauchgänge, die „safe“ bleiben. Ich persönlich war bei meinen ersten Erfahrungen mit dem Phänomen Strömung dankbar für die Aufmerksamkeit meines Buddys und meines Guides, die beide erkannten, dass diese Situation für mich ungewohnt war und unter und über Wasser für Sicherheit sorgten, ohne dass das Entspannungsgefühl gelitten hätte. Kompliment an dieser Stelle an alle Buddys und Guides für das stets umsichtige Verhalten!

Sicher wieder aufgetaucht wurden noch im Wasser erste Eindrücke ausgetauscht, ehe es die Leiter der Voijga zu erklimmen galt und, während Kapitän Miro den nächsten Tauchplatz ansteuerte, „unsere“ dicken 12er-Flaschen gegen die langen der Basis getauscht wurden. Nach dem Mittagessen auf dem Boot und der Gelegenheit zu einem kurzen Sonnenbad stand der zweite Tauchgang an, der wiederum durch Basis- und Gruppenbriefing vorbereitet wurde. Erneute „Rödelei“- und wieder in die Stille unter Wasser.

Jedoch stand im Laufe der Woche nicht für jeden nur das „Fische gucken“-Tauchen an: Janine sei dafür gedankt, dass sie trotz der verlockenden Unterwasserwelt mehrere Tauchgänge in die Ausbildung der Bronzeanwärter investierte. Auch Christian war ohne Abstriche bereit, die Erkundung der Tiefen hinter die weniger interessante Weiterbildung in Sachen „Orientierung“ zurückzustellen und Dreiecks- und Viereckskurse tauchen zu lassen, die Nutzung des Kompasses und natürliche Orientierung zu üben. Wer bereits über entsprechende Kenntnisse verfügte, konnte sich Dani anschließen und je nach eigenen Fähigkeiten entweder die Steilwand herab oder entlang tauchen. Dass drei Übungsleiter insgesamt zwölf Taucher mit unterschiedlichem Ausbildungsstand zu ihrer vollen Zufriedenheit betauchen können, zeugt von einem bemerkenswerten Engagement.

ÜLi- und Teilnehmeranstrengung blieben nicht fruchtlos: Die „Navigatoren“ erhielten ihr Orientierungsbrevet als erster Schritt in Richtung CMAS**-Brevet.  Und trotz teilweiser anfänglicher Seekrankheit absolvierten unsere beiden Poolexperten Christian und David alle vorgegebenen Übungen und wurden als frischgebackene CMAS*-Taucher bereits im Wasser ausgiebig beglückwünscht. Die Dusche, welche die beiden meiner Tauchgruppe verpasste, blieb die einzige Ausnahme vom sonst stets sonnigen Wetter beim Auftauchen.
Was selbstverständlich nach einer Taufe schrie… Praktischer- und zufälligerweise galt es ausgerechnet beim Bergfest, die neuen Bronzetaucher durch Neptun zu verpflichten und manch andere bestandene Prüfung nachträglich zu würdigen. Beim anschließenden Flaming-Sambuca und improvisierten Limbo zeigte sich, dass der HSP bei der Beschreibung der angebotenen Tauchtouren neben den Unterwassererlebnissen auch eine Garantie für großartige „Action!“ über Wasser in ihre Programmbeschreibung aufnehmen könnte. Was auf dem Berg (oh, dieser Anstieg zum Appartement!) passierte, soll im Einzelnen nicht hier geschildert werden- jedoch sei gesagt, dass man wohl selten auf eine solche Bandbreite unterschiedlicher Menschen trifft, die theoretisch nur die Begeisterung zum Tauchsport eint. Praktisch jedoch war die Übereinstimmung unabhängig von Alter (Dino!) und sonstiger Charakteristika (etwa einem besonderen Akzent…) gegeben- meiner Ansicht nach übt gerade die Tatsache, dass so viele verschiedene Welten aufeinanderstoßen, einen besonderen Reiz und eine Bereicherung aus. Wenngleich schon allein das Niveau der Tauchgänge eine Reise lohnenswert macht, so hätte man ohne die vielen Gespräche und das oft trotz eines anstrengenden Tags bis spät in die Nacht Beisammensein in seinen verschiedenen Facetten nur einen Teil erlebt. In dieser Hinsicht waren auch die bedauerlichen krankheitsbedingten Ausfälle, die einzelnen Teilnehmern das Tauchen ganz oder teilweise unmöglich machten, zu verkraften.

Was bleibt zu erzählen? Im Grunde unglaublich viel. Berichtet werden könnte noch von verschlafenen Werwölfen, Sternschnuppen gucken, Strandtagen vor und nach dem Kurs, hervorragendem Essen und Erkundungen der Stadt Krk bei Tag und Nacht, von verpassten Paintball- und wahrgenommenen Wakeboardevents. Von Waffelorgien, Katzenhaieiern und obig erwähnten Konsonantendefiziten. Vom Bürgermeister, Platzregen, von Gesprächen über den „Kroaten an sich“ und von Knoblauchwolken.  Doch das alles sind Details in einem mal wieder perfekten Tauchurlaub, die denen auf dem Berg vorbehalten bleiben.

Was jedoch noch dringend zu schreiben ist, ist ein herzliches Dankeschön:
An die Teilnehmer für eine unvergessliche Zeit, für den Spaß und das unkomplizierte Zusammenleben auf verhältnismäßig wenig Raum. Urlaub mit dieser Truppe? Jederzeit wieder.
Und selbstverständlich geht besonderer Dank an die ÜLis Christian, Janine, Dani und auch Martin, dessen Ausfall wir aufrichtig bedauern. Danke für das Engagement und die viele Mühe, die ihr in die Vorbereitung und Durchführung des Urlaubs gesteckt habt. Dies nur auf die oben bereits erwähnte Bestrebung, unter Wasser allen Bedürfnissen gerecht zu werden, zu reduzieren, sei neben Fahrdiensten, vorbildlicher Kursorganisation und –Durchführung und der mit Sicherheit überaus anstrengenden permanenten Ansprech- und Hilfsbereitschaft, nur als Beispiel genannt. Danke dafür!

Genug gesagt. „Halt die Backen!“